Kaffee oder einen im Tee?

Wie uns der schwarze Adler innerhalb kürzester Zeit wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt hat.

Als wir zum Jahresanfang 2016 ein ca. einstündiges Programm beisammen hatten und uns ernsthaft bemühten unsere Liveaktivitäten auszubauen, durchforsteten wir das Internet um Auftrittsmöglichkeiten an Land zu ziehen. An Gage war nicht zu denken. Wir waren froh wenn wir Fahrtkosten erstattet bekamen und am Ende nicht noch drauflegen mussten. Aber aller Anfang ist schwer und wie schon öfters erwähnt sind Songslams und Open Stages da eine sehr dankbare Auftrittsmöglichkeit. Coole Locations, meistens viel Publikum, ein Kühlschrank voller Bier und wenn man Glück hatte noch ne Pizza Margherita oben drauf. Ich schweif ab…

In unserem E-Mail- und Anrufwahn haben wir auch das Fernsehformat Kaffee oder Tee (SWR) angeschrieben und wie bei den meisten anderen Locations erstmal keine Rückmeldung erhalten. Das blieb dann auch so bis zum Jahresende 2017. Ob die Bewerbung vor 1,5 Jahren oder andere Fügungen Tür und Tor des SWR öffneten wissen wir bis heute nicht. Als die Rückmeldung dann kam ging eigentlich alles ganz schnell. Termin war an einem Freitag Anfang Januar 2018 und Modalitäten waren schnell geklärt. Meine Oma hatte mir um Weihnachten noch vorgeschwärmt was für eine fantastische Sendung das ist und ich feire meine Oma wirklich und ich finde unsere Musik brauch nicht zwingend eine Altersbeschränkung in die eine als auch in die andere Richtung – aber wie Quiet Lane und Menschen jenseits der 80 miteinander harmonieren? Naja, ich war zumindest bisschen unsicher. An besagtem Tag nach Baden-Baden gefahren, den kürzesten Soundcheck ever gehabt und man konnte von Seiten des SWR eine tolle Routine im Ablauf erkennen. Alles ging reibungslos wir mussten uns tatsächlich um nichts kümmern außer ums vernünftig Live! (Ist ne Seltenheit in der heutigen Zeit) Musizieren. Unsere Hemden wurden aufgebügelt, wir wurden geschminkt, uns wurden Kaffee und Kekse gereicht und wirklich alle waren ausgesprochen freundlich und zuvorkommend. Ich beton das deshalb, weil das leider nicht immer so ist. Im Anschluss an die Sendung hatten wir außergewöhnlich viel Traffic auf unseren Social-Media-Kanälen und richtig viele Menschen haben direkt bei uns per Mail eine CD oder Vinyl von der When Dust Dances geordert. Wir haben so schnell wie nur möglich alles bearbeitet und die Päckchen verschickt und waren immer noch ganz beseelt von dem Zuspruch und den netten Mails.

Die Geschichte bis hierhin war notwendig um das jetzt Folgende zu verstehen und um es richtig einzuordnen zu können. Nun zum Schwarzen Adler…

Eine Woche nach Hochglanzfernsehstudio sowie Kaffee- und Keksexzessen saßen wir im Auto zum nächsten Gig nach Rottenburg am Neckar. Navi sagte dann innerorts auch wir wären da aber die entsprechende Location blieb uns noch verborgen. Ein Schwarzer Adler gibt sich scheinbar nicht ohne Weiteres zu erkennen. In einem Hausflur konnte man das Schild dann lesen. Wir gingen hinein-  erstmal blockiert von einer riesigen Rauchwolke und konnten uns so gar nicht vorstellen wo und wie wir da auftreten sollen. Die Sprachbarriere zwischen Kneipenbesitzer und uns trug auch nicht unbedingt zur Entspannung bei. Nach einigen Wortwechseln führte er uns in einen Keller. Wobei Keller trifft es eigentlich nicht. Ein verrauchter Bunker ohne Licht, ein paar Barhocker, kleine Theke und die Räumlichkeit war selbst für einen Raucher schwer zu ertragen. Die Kontaktperson kam dann nach einiger Zeit auch dazu und es herrschte allgemeine Ratlosigkeit wie unter diesen Umständen ein Konzert stattfinden könnte. Wir hatten immer mal wieder suboptimale Umstände oder waren angehalten zu improvisieren aber sowas hatten wir bis dato noch nicht angetroffen. Es wäre in unserer Historie auch der erste und bisher einzige Gig gewesen den ich hätte platzen lassen. Wir gingen wieder raus zur Lagebesprechung und waren uns eigentlich einig, dass das alles zu viel des Guten ist und dann kamen Menschen… Ah wir haben euch im Fernsehen gesehen… Wir freuen uns aufs Konzert… Wo soll das hier stattfinden?

Nachdem rund 70 Leute im Eingang standen war klar, dass wir jetzt nicht gehen konnten. Also Augen zu und durch und das Beste draus machen. Simon ab ins Sonnenstudio gegenüber, um Leuchtmittel zu besorgen. Er kam mit einer Neonröhre verschraubt auf einem Holzbrett zurück und von Nachbars gab es leihweise noch zwei Wohnzimmerlampen. Wir bauten die Anlage auf und quetschten uns neben die Treppe damit alle irgendwie Platz hatten. Augen auf, Nase zu und ab die Post.  Konzert war den Umständen entsprechend ganz gut – also den Besuchern hat es gefallen und wir waren im Endeffekt doch froh das wir irgendwie durchgezogen haben. Um Faber leicht modifiziert zu zitieren: „Wenn du dann im Keller bist weißt du wo du hingehörst, wenn du ganz alleine bist weißt du was du warst.“ oder vielleicht trifft es Bushido eher „Von der Skyline zum Bordstein zurück“. Immer noch eine nette Anekdote, die wir im Blogformat konservieren können. Hoffe ihr hattet euren Spaß beim Lesen. Mittlerweile können wir auch wieder drüber lachen. Aber am 19.1.2018 war das ganz und gar nicht lustig.