Meine ersten elektrischen Gehversuche im Wohnzimmer meiner Eltern. Jetzt habt ihr den Salat :)
Viel Spaß mit: The Artist picks…
Sinnvoller Content ist so ne Sache. Soziale Netzwerke ausschließlich für Konzertankündigungen und Nachberichterstattung in Form von Bildern oder Berichten zu nutzen wird eher dem „Netzwerk“ und weniger dem „Sozialen“ davor gerecht. Facebook und Konsorten limitieren schon seit geraumer Zeit Werbeplattformen von Bands, Künstlern, Firmen oder anderen Produkten durch ihre Algorithmen und die dadurch entstehende Minimierung der eigenen Reichweite. Wenn du Reichweite willst, musst du bezahlen und selbst das wird gefühlt immer weiter eingeschränkt. Darum geht es hier auch nicht hauptsächlich. Live spielen, Menschen treffen, Begegnungen durch die Musik zu schaffen ist unsere Motivation nach wie vor. Die vergangene Zeit lässt uns trotzdem nochmal anders kreativ werden. Daher hatten wir folgende Idee:
Wir sind wegen der Musik, wegen unserer Musik hier und möchten euch gern immer mal wieder an unserem „künstlerischen“ Prozess teilhaben lassen. Also wer das gerne mag ?. Da das „musikalische“ Rad nicht mehr neu erfunden werden kann und das folgende Thema immer wieder Gesprächsgegenstand vor und nach Konzerten ist und war, haben wir uns folgendes überlegt:
Wir werden jetzt eine „The Artists picks… Playlist“ bei Spotify anlegen, die immer mal wieder von einem Mitglied der Band erweitert wird. Die Geschichten bzw. die Inspiration hinter den Songs könnt ihr hier oder auf unserem Blog lesen.
Zur Playlist geht es hier entlang: https://spoti.fi/3gzVQeu
Wir freuen uns über eure Geschichten, die es vielleicht schon zu den unten genannten Songs gibt.
Konzerte machen wir auch noch welche im August und zwar:
13.08. Kultur am Ufer / Friedrichshafen
22.08. Kleine Klinke / Stuttgart
29.08. Kultursommer / Ettlingen – Link Tickets
So und jetzt zu den Geschichten hinter den Songs.
Speedway at Nazareth – Mark Knopfler:
Das muss 2010/2011 gewesen sein, als ich kurz vor dem Sommerurlaub im Drogeriemarkt Müller in Pforzheim stand, um noch ein wenig Kram für die Reise zu kaufen und an den damals noch besser bestückten CD Regalen entlang schlenderte. Immer am Eingang zum jeweiligen Genre war ein SALE Korb mit allem möglichen drin und weil ich die Dire Straits kannte und auch gerne mochte habe ich für ganze vier Euro die Sailing to Philadelphia mitgenommen. Eine der wenigen CD’s, die ich tatsächlich blind gekauft habe. Bis dahin hab ich mir Alben schon meistens wegen einem oder zwei Songs gekauft und genau diese dann auch erstmal exzessiv konsumiert bis ich mir den Rest angehört habe. Da ich keine Erwartungshaltung an das Album hatte und auch keinen Lieblingssong (Ich kannte nur What it is ein bisschen), hab ich sie von vorne angehört. Fazit: Für längere Fahrten ist das eine geniale Platte und richtig hängengeblieben bin ich bei Lied Nr. 10. Speedway at Nazareth. Der Song baut sich in über 6 Minuten auf und war bzw. ist immer noch eine Blaupause für minimalistische Arrangements – gerade im Hinblick auf das Schaffen von Atmosphäre. Über die Gitarrenlinie müssen wir keine Worte mehr verlieren, das ist bei Mark Knopfler eh immer exquisit, aber der Aufbau und die Songstruktur bietet selbst beim 200ten Mal anhören immer noch Überraschungen und verursacht bei mir immer noch eine Gänsehaut. Grandioses Lied und definitiv in meiner zeitlosen Top 10 zu finden.
Revelator – Gillian Welch:
David Rawlings und Gillian Welch sind ein amerikanisches Duo, die sich seit Mitte der 90er Jahre irgendwo zwischen Country, Old Time, Bluegrass und Folk bewegen. Für mich war die akustische Gitarre bis zum Folk, Country eher Mittel zum Zweck und halt praktisch für unterwegs, aber eigentlich war ich in den ersten zehn Jahren meistens aus Überzeugung elektrisch unterwegs. Stefan hab ich während meines Zivildienstes kennengelernt und durch die Gitarre hatten wir sofort ein gemeinsames Thema. Seine damals schon ausgeprägte Leidenschaft zu Folk und Country eröffnete mir damals eine komplett neue musikalische Welt und ich war in erster Linie beeindruckt von der Vielfalt, die diese Musik bietet. Oberflächlich betrachtet ist Country und Folk dann am Ende doch nur Johnny Cash oder noch derber hier in Deutschland Truck Stop,… . Neben der Vielfalt war natürlich auch die Geschwindigkeit und Präzision am akustischen Instrument total abgefahren und erstmal so over the top, dass man sich als Gitarrist fragt, wie zur Hölle sowas physisch machbar ist. Aber nun zurück zum Thema. Dave Rawlings ist der Leadgitarrist des Duos der meist langsamen, melodischen Folksongs. Hier konnte ich zum ersten Mal den Ansatz Leadstimmen über die Akkorde zu definieren und nicht mehr ausschließlich über Skalen und Tonleiter zu improvisieren nachvollziehen. Zudem haben die Zwei sowohl beim zweistimmigen Gesang, als auch beim Gitarrenspiel ein unfassbar gutes Gespür für Dissonanzen und „falsche“ Töne. Hört euch die ersten zehn Sekunden von Time The Revelator an und ihr versteht was ich meine. Dieses Lied ist für mein Dafürsein die Referenz für einen guten, besonderen Folksong.
Throw down the sword – Wishbone Ash:
Die Plattensammlung meines Vaters habe ich lange bevor ich selbst angefangen habe zu spielen immer nach interessanten Covers durchgehört. Ganz besonders schön fand ich eine gelbe Platte mit Palmen, einer aufgehenden Sonne und dem Schatten eines Flugzeugs drauf. Das waren genug gute Gründe, um die Platte gut zu finden. Bis dato kannte ich hauptsächliche kurze Songs und Throw down the sword mit knapp sechs Minuten und diesem langen (zweistimmigen) Gitarrenintro, das sich mit den Percussions, dem Klatschen des Publikums so langsam aufbaut, fasziniert mich bis heute. Ein guter Song braucht nicht viel :).
Otherside – RHCP:
Als auf MTV und VIVA noch Musikvideos liefen… Es muss 1999 gewesen sein als das Musikvideo von Otherside rauskam und es hat mich komplett umgehauen mit dem Seil im Hotel, der Kirchturmuhr als Schlagzeug, den Stromleitungen als Bass. Das war immer ein Highlight wenn dieses Video in der Heavy Rotation kam. Ich kannte das Album Californication davor schon und hab auch Otherside gleich zu Anfang als gut befunden, aber habe in meinem ersten Jahr als Gitarrist nicht so richtig kapiert wie man dieses Intro umsetzt. Ich war lange Zeit der Meinung, dass es nur mit der Gitarre gespielt wird, aber es klang immer irgendwie anders und nicht original. RHCP live auf dem roten Platz in Moskau war dann des Rätsels Lösung. Bass und Gitarre im Duett, aber beide Melodie- und Basslinie aufgeteilt. Auch das Solo. Also rundum einfach immer noch ein unfassbar guter Song mit einer wahnsinnigen Hookline. Bis ich mich intensiver mit diesem Song auseinandergesetzt habe war ich der festen Überzeugung, dass die Gitarre während des Gesangs immer eine begleitende Funktion haben muss. Sprich einfach Akkorde spielen. Bei Otherside läuft der Gitarrenlick so wunderbar konträr zum Gesang und beides darf für sich stehen und passt trotzdem irgendwie sehr sehr gut zusammen.
Danke fürs Lesen bis hierhin.
Hannes